Sonntag, 26. Oktober 2014

Tradition wird überbewertet, schlägt aber trotzdem jeden Trend



"Tradition bezeichnet die Weitergabe von Handlungsmustern, Überzeugungen und Glaubensvorstellungen..."

So zumindest beschreibt Wikipedia dieses kleine Wort, welches allerdings in den Augen vieler Fußballfans ihr ganzes Leben bestimmt.
Die Entwicklung, die allerdings der Fußball hierzulande nimmt, verdrängt dieses durchaus wichtige Gut immer weiter in den Hintergrund und der Grund dafür ist keine neue Erfindung, sondern fand seinen Ursprung bereits 1973, als in Braunschweig die erste Firma aufs Trikot gekommen ist.
Wo man allerdings heute angekommen ist, konnte man sich weder 1973 vorstellen, noch will das heute in die Köpfe der letzten verbliebenen Traditionalisten hinein. Und das Ende der Fahnenstange ist noch lange nicht erreicht, denn die absolute Kommerzialisierung des deutschen Fußballs scheint nicht mehr aufzuhalten zu sein.

England, das Mutterland des Fußballs, hat es bereits vorgemacht und zeigt uns leider klar und deutlich auf, wie die Fußballlandschaft hier in wenigen Jahren aussehen wird. Was mit Hoffenheim langsam seinen Lauf genommen hat, wird mit Rasenballsport Leipzig noch lange nicht sein Ende gefunden haben. Immer mehr einzelne Unternehmen benutzen die Fußballvereine als Spielzeuge, um ihre ökonomischen Interessen in den Vordergrund zu rücken. SAP, VW, AUDI und eben Red Bull sind die aktuellsten Beispiele, wie dieser Weg der Kommerzialisierung des Fußballs vorangetrieben wird.

Jedoch muss man auch sagen, dass diese Entwicklung nur so erfolgreich sein kann, wie sie durch die Bevölkerung mitgetragen wird. Und schon dort liegt der Schuh begraben, denn gerade solche Vereine erleben einen regen Zulauf, weil eben erfolgreicher Fußball gespielt wird, der durch die Zuführung von massiven Geldmitteln ermöglicht wird. Für dieses Publikum spielt es eben keine Rolle, woher das Geld kommt, sie wollen auch kein Mitspracherecht, wie es in Vereinen üblich ist, weil man sogar der Meinung ist, dass derjenige die Musik spielen soll, der das Geld reinpumpt. Schon dieser Gedanke ist erschreckend, wenn man bedenkt, dass dieses Publikum ebenfalls nur das Geld in den Verein trägt. Nein, sie wollen sich ins Stadion setzen und den Sieg bejubeln. Bleibt der Erfolg aus, sind sie schneller verschwunden, als man nach links und rechts schauen kann.
Traurig, traurig, was übrig bleibt, sind die kleinen Bastionen des Fußballs, die jeden Tag ums Überleben kämpfen müssen, aber dafür wenigstens die Werte des Sports und Vereinslebens noch hoch halten können.

Es mag ja richtig sein, auch Traditionsvereine sind von Sponsoren abhängig und können nur mit ihnen überleben, aber diese Vereine lassen sich nicht zum Spielzeug ihrer Geldgeber machen und entsprechen genau den Wertvorstellungen, die ein VEREIN wirklich ausmacht.
Die Gefahr, dass die oberen Ligen zu Konzernligen verkommen, ist nicht nur groß, sondern bald Realität und immer mehr Traditionsvereine, welche die Bundesligageschichte mitgeschrieben haben, versinken in der Bedeutungslosigkeit. Wo man vor Jahren noch Witze gemacht hat, dass bald Red Bull Leipzig gegen Audi Ingolstadt spielt, ist heute die Ernüchterung eingezogen, dass es bereits soweit ist.

Der Kommerz hat den Fußball kräftig in seiner Hand gefangen und wir können froh sein, dass es für uns Traditionalisten eine Rückzugsmöglichkeit gibt, dieser Wirklichkeit zu entfliehen und uns auf unsere Vereine, die wenigstens welche sind, zu konzentrieren.
Die Frage, die man sich am Ende stellt, ist, ob der Kommerzfan am Ende seine Vorstellung von Normen und Werten, die er beim Fußball an den Tag legt, auch in diesem Maße in seinem Leben auslebt und diese an die nächste Generation weitergibt. Tradition spielt bei diesen Leuten zumindest keine Rolle mehr, denn es zählt nur das Gefühl, auch mal ein Stück vom erfolgreichen Kuchen abzubekommen und mitfeiern zu können. Kommt ein anderes Gebilde, welches besser spielt, wird der Schal gewechselt, wie die Unterwäsche, was ja speziell in Leipzig gut zu beobachten ist, wo wie in keiner anderen Stadt Tradition und Kommerz aufeinanderprallen.
Es wird der Moment kommen, an dem die Brause nicht mehr konsumiert wird, weil es der jüngeren Generation peinlich ist, dass selbe Gesöff in sich reinzuschütten, wie es die Eltern machen. Man weicht auf alternative Getränke aus, der Umsatz von Red Bull bricht ein und die Brausekarawane zieht ab, weil der Umsatz nicht mehr stimmt. Dann kommt Monster Energy, der Schal wird ausgetauscht und alles ist wieder schön.
Allerdings ist dann Probstheida immer noch blaugelb und man findet dort einen richtigen Verein mit vielleicht nur 2500, aber dafür ehrlichen Traditionalisten.

Der Kommerz kommt nur soweit, wie man ihn lässt! Tradition schlägt jeden Trend.

In diesem Sinne

Euer Lok Drag